Photovoltaik Grundlagen

Solarpflicht: alle Bundesländer im Überblick (2024)

Die Bundesregierung will den Solarausbau auf privaten Hausdächern vorantreiben. Die Solarpflicht ist jedoch Ländersache, weshalb jedes Bundesland seine eigenen Regelungen hat. Wir klären auf, was die Solarpflicht ist, ab wann sie gilt und welche Regeln in den einzelnen Bundesländern gelten. 

Was bedeutet Solarpflicht?

Solarpflicht, auch solare Baupflicht genannt, beschreibt die gesetzliche Vorgabe zum Einbau von Photovoltaikanlagen oder Solarthermieanlagen. Die Pflicht soll helfen, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen und Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Viele Bundesländer haben deshalb seit dem Jahr 2022 bzw. 2023 eine Pflicht zur Installation von PV-Anlagen bei Neubauten oder einer Dachsanierung beschlossen. Einige Bundesländer haben sich noch auf keine Pflicht geeinigt, haben aber Pläne für eine Einführung. 

Deutschlands Ziel ist die Klimaneutralität bis 2045. Bis 2030 soll daher der Ausstieg aus der Versorgung mit Kohlestrom gelungen sein und 80 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien stammen. Dazu setzt Deutschland, neben der Windkraft, besonders auf Solarenergie. Die Photovoltaikleistung muss dafür allerdings vervierfacht werden. 

Aktuell werden in Deutschland etwa 55 Gigawatt Solarstrom produziert, 200 Gigawatt sind das Ziel. Es wäre als ein Anstieg von circa 15 Gigawatt jährlich notwendig, um die 200 bis 2030 zu erreichen. Zum Verständnis: 2021 wurden 5,2 Gigawatt Photovoltaik in Deutschland installiert. Im Jahr 2022 waren es schon bis September etwa 5 Gigawatt, was definitiv einen Anstieg bedeutet. Die Solarpflicht soll diesen noch weiter erhöhen. 

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Ab wann gilt die Solarpflicht? 

Die Solarpflicht für private Wohngebäude gilt bereits in einigen Bundesländern, in anderen soll sie bald erfolgen. Die Länder unterscheiden dabei zwischen Neubauten und Dachsanierungen. In unserer Tabelle können Sie einen Überblick bekommen:

Länder mit Solarpflichtfür Neubaufür Dachsanierung
Baden-WürttembergMai 2022Januar 2023
BerlinJanuar 2023Januar 2023
BremenJuli 2025Juli 2024
HamburgJanuar 2023Januar 2025
NiedersachsenJanuar 2025Januar 2025
Nordrhein-WestfalenJanuar 2025Januar 2026
Schleswig-HolsteinJanuar 2025/

Solarpflicht in Baden-Württemberg

Die Solarpflicht für Neubauten in Baden-Württemberg besteht für Wohngebäude bereits seit Mai 2022 und für nicht Wohngebäude seit Januar 2022. Die Neubauten müssen entweder mit einer Photovoltaikanlage oder einer Solarthermieanlage ausgestattet werden. Seit Januar 2023 gilt die Solarpflicht auch für Dachsanierungen. Die Dächer müssen hier mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. 

Das Gesetz dazu finden Sie hier

Solarpflicht in Hamburg

Hamburg erließ bereits 2020 eine Rechtsverordnung, der zufolge jeder Neubau, egal ob Wohn- oder nicht Wohngebäude, mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden muss. Bei Bestandsgebäuden, bei denen das Dach vollständig saniert wird, gilt die Solarpflicht ab Januar 2025. 

Die Verordnung der Stadt Hamburg finden Sie hier.

Solarpflicht in Berlin

Ab Januar 2023 gilt in Berlin die Solarpflicht für Neubauten, die gewerblich genutzt werden sollen, sowie für Wohngebäude-Neubauten. Außerdem sind Eigentümer von Bestandsgebäuden verpflichtet, bei grundlegenden Dachsanierungen eine PV-Anlage zu installieren. Alternativ kann auch eine Solarthermieanlage oder eine Anlage an der Gebäudefassade installiert werden.

Das Berliner Solargesetz finden Sie hier

Solarpflicht in Bremen

Der Landtag hat in Bremen im Juni 2022 die Einführung einer Solarpflicht für Neubauten beschlossen. Die Solarpflicht soll ab Mai 2023 für alle Neubauten gelten, unabhängig davon, ob es sich um Wohn- oder Gewerbegebäude handelt. Bestandsgebäude, die eine umfassende Dachsanierung erhalten, sind ebenfalls von der Solarpflicht betroffen.

Derzeit wird noch ein Gesetzesentwurf von der zuständigen Bau- und Umweltbehörde erarbeitet, bevor die Solarpflicht in Bremen in Kraft treten kann, sie gilt also aktuell noch nicht. Weitere Informationen zur Umsetzung der Solarpflicht in Bremen können bei der zuständigen Behörde eingeholt werden, sobald der Gesetzentwurf vorliegt.

Solarpflicht Hessen

Hessen führt eine Solarpflicht nur für landeseigene Bestandsgebäude und Neubauten ein. Im November 2022 wurde das neue "Hessische Energiegesetz" beschlossen. Die Dachflächen müssen anteilig mit Photovoltaik-Anlagen belegt werden. Ferner sind auch für neue landeseigene Parkplätze mit mehr als 35 Stellplätzen sowie nicht-landeseigene Parkplätze mit 50 oder mehr Stellplätzen Photovoltaikanlagen verbindlich. Ausnahmen sind vorgesehen. 

Weitere Informationen zur Umsetzung der Solarpflicht in Hessen können bei der zuständigen Behörde eingeholt werden.

Solarpflicht in Niedersachsen

In Niedersachsen gilt seit Januar 2023 die Solarpflicht für Gewerbeimmobilien mit einer Dachfläche von über 75 Quadratmetern. Die Dächer müssen mindestens zur Hälfte mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Bauherrn müssen außerdem bei der Planung neuer Wohngebäude sicherstellen, dass Solaranlagen nachgerüstet werden können. Ab Januar 2025 soll die Solarpflicht für alle Neubauten und bei Dachsanierungen gelten.

Den aktuellen Gesetzesentwurf finden Sie hier.

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Solarpflicht in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz gibt es keine Solarpflicht für Wohnbauten. Eine Solarpflicht für Gewerbebauten mit mehr als 100 Quadratmetern gilt jedoch seit Januar 2023. 60 % der geeigneten Dachflächen von Gewerbebauten müssen mit Photovoltaik ausgestattet werden. Das Gleiche gilt für neue überdachte Parkplätze ab 50 Stellplätze. Als Alternative kann eine Solarthermieanlage installiert werden.

Das Landesgesetz zur Installation von Solaranlagen finden Sie hier.

Solarpflicht in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein hat eine Solarpflicht für Neubauten von Nichtwohngebäuden ab Januar 2023 eingeführt. Diese gilt auch für Dachsanierungen von mindestens zehn Prozent der Dachfläche von Nichtwohngebäuden. Obendrein müssen Parkplätze ab 100 Stellplätzen mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden. Ab 2025 soll dann eine Solarpflicht für alle Dächer gelten. 

Es ist jedoch unklar, ob diese Solarpflicht nur für Gewerbe- oder auch für Wohngebäude gelten wird. Weitere Informationen zur Solarpflicht in Schleswig-Holstein können bei der zuständigen Behörde eingeholt werden.

Solarpflicht in Bayern

Eine Solarpflicht besteht in Bayern derzeit nicht. Im Juli 2020 kündigte Markus Söder zwar eine Solarpflicht für gewerbliche Gebäude ab 2021 und 2022 auch für private Gebäude an, zu einer Umsetzung kam es jedoch nicht. 

Das bayerische Umweltministerium hat lediglich einen Entwurf für ein neues Klimaschutzgesetz vorgelegt, welches eine Photovoltaik-Pflicht auf Dächern von staatlichen Gebäuden vorsieht. Der Entwurf muss jedoch erst noch zur Gesetzesvorlage weiterentwickelt werden und anschließend beschlossen werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Solarpflicht in Nordrhein-Westfalen 

Die Solarpflicht in Nordrhein-Westfalen gilt seit Januar 2022 und besagt, dass neue und überdachte Parkflächen mit mehr als 35 Stellplätzen von Nichtwohngebäuden Photovoltaikanlagen bekommen müssen. Zum Januar 2024 ist eine Solarpflicht für gewerbliche Bauten und bis 2025 für private Neubauten geplant. Ab 2026 kommt die Solarpflicht für Dachsanierungen aller Gebäudearten.

Mehr Informationen zum aktuellen Gesetz finden Sie in der Landesbauordnung und zur geplanten Solarpflicht im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen

Solarpflicht in Sachsen

Eine Solarpflicht gibt es in Sachsen aktuell nicht. Im Energie- und Klimaprogramm von 2021 steht zwar, dass eine Solarpflicht geprüft werden soll, eine Kabinettsvorlage fehlt jedoch noch. Umweltminister Wolfram Günther will aber durchsetzen, dass Solaranlagen bald für öffentliche und gewerbliche Neubauten Pflicht werden. Dazu gehören beispielsweise Schulen, Kitas, Rathäuser und behördliche Gebäude. Industriebauten, Gewerbeimmobilien und Parkplätze stehen ebenfalls im Gespräch.

Bundesländer ohne Solarpflicht

In folgenden Bundesländern gibt es keine Solarpflicht für private Wohn- oder Gewerbegebäude: 

  • Bayern
  • Brandenburg
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Saarland
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Thüringen

Was kostet die Solarpflicht?

Die Solarpflicht bedeutet für die Bauherren von Neubauten und Dachsanierungen Mehrkosten von 10.000 bis 16.000 €. So viel kostet nämlich eine eigene PV-Anlage auf dem Hausdach. Der Bund sowie die Länder und Kommunen bieten jedoch verschiedene Fördermöglichkeiten, um diese Kosten zu senken. Einen zinsgünstigen Kredit gibt es beispielsweise bei der KfW. 

Der große Kostenvorteil einer eigenen Solaranlage ist jedoch, dass Sie Stromkosten sparen und sogar Geld für den eingespeisten Strom erhalten. Photovoltaikanlagen auf Wohnhäusern rentieren sich deshalb bereits im Schnitt schon nach zehn Jahren und sind so eine gute langfristige Investition. 

Ist mit einer bundesweiten Solarpflicht zu rechnen? 

Eine bundesweite Solarpflicht gibt es derzeit nicht. Im letzten Koalitionsvertrag wurden aber dafür Pläne gemacht. Genauere Informationen gibt es leider noch nicht. Eine bundesweite Solarpflicht ist jedoch nicht wegzudenken, besonders wenn Deutschland seine Klimaziele bis 2030 beziehungsweise die Klimaneutralität bis 2045 erreichen möchte. 

Viele Hausdächer in Deutschland eignen sich nämlich gut für eine PV-Anlage. Die EUPD Research errechnete im April 2021 für ganz Deutschland sogar ein ungenutztes Photovoltaik-Potenzial von 89 % für Neu- und Altbau zusammengerechnet. Ob es jedoch tatsächlich zur bundesweiten Pflicht kommt, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Die Regelung auf Bundesebene hätte den Vorteil, dass es deutschlandweit zu einheitlichen Maßnahmen kommt. So könnten die erneuerbaren Energien deutlich schneller und unkomplizierter ausgebaut werden.

Fazit 

Die Solarpflicht ist eine wichtige Maßnahme, um den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland voranzutreiben und das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Die Einführung der Pflicht ist aber Ländersache, weshalb jedes Bundesland eigene Regelungen hat. Einige Länder haben bereits eine Solarpflicht für Neubauten und/oder Dachsanierungen eingeführt, andere stecken noch in der Planung. Das Ziel ist es, bis 2030 den Anteil der erneuerbaren Energien am Strombedarf auf 80 % zu erhöhen, wofür die Photovoltaikleistung vervierfacht werden muss. Die Solarpflicht soll hierbei helfen, den Ausbau von Solarstrom zu beschleunigen.

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